Biber
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Ursprünglich war der Biber (Castor fiber) in ganz Europa verbreitet und kam recht häufig im Bereich verschiedener großer Flüsse vor. Sein weicher hellbrauner bis braunschwarzer Pelz und sein schmackhaftes Fleisch wurden ihm zum Verhängnis. Besonders im Mittelalter verstärkte sich der Jagdruck, da die katholische Kirche den Biber wegen des schuppigen Biberschwanzes und der Lebensweise im Wasser kurzerhand zu Fisch und damit zur Fastenspeise erklärte. Dadurch wurde dem Biber nun verstärkt in der empfindlichen Aufzuchtsphase nachgestellt. Neben Nutzung von Pelz und Fleisch trugen auch die abergläubischen Vorstellungen um die Heilkraft des Bibergeils - einem Sekret der Analdrüsen, das der Reviermarkierung dient - zur Ausrottung bei. Zusätzlich wurde der rein vegetarisch lebende Biber zu Unrecht als Fischräuber verdächtigt. Flussbegradigungen und Auenwaldbeseitigungen führten ebenfalls zu einem weiteren Schrumpfen des Bestandes. Durch die starke Bejagung wurde das größte Nagetier Europas fast ausgerottet. In Deutschland überlebte nur dank intensiver Schutzbemühungen eine Restpopulation des Bibers im Gebiet der mittleren Elbe - der Elbebiber (Castor fiber albicus).

 

Die bis zu 1,30 m langen und 20-30 kg schweren Biber sind optimal ans Leben im und am Wasser angepasst und können sich an Land nur schwerfällig fortbewegen. Sie entfernen sich deshalb selten vom Wasser und nutzen nur den Teil des Uferstreifens, der weniger als 20 m vom Wasser entfernt ist. Obwohl sich die Tiere im Sommer hauptsächlich von jungen Baumtrieben von Weiden und Pappeln sowie verschiedenen Wasser- und Uferpflanzen ernähren, kann es in seltenen Fällen zu Fraßschäden an Feldfrüchten kommen, wenn die Äcker sehr dicht am Wasser liegen. Im Winter ist die Rinde von Bäumen die Hauptnahrungsquelle dieser sich rein vegetarisch ernährenden Nager. Dafür wird von den Tieren im Herbst ein Wintervorrat aus ca. 2-3 m langen Zweigen und Ästen direkt vor dem Eingang der Burg angelegt. So kann der Biber auch wenn die Wasseroberfläche zugefroren ist, die unter Wasser gelagerten Zweige erreichen. Biber halten keinen Winterschlaf, sondern Winterruhe und müssen deshalb auch im Winter fressen. Aufgrund des relativ hohen Anteils schwerverdaulicher Substrate in der Nahrung haben Biber einen jährlichen Nahrungsbedarf von ca. 300 kg.

Charakteristisch für den Biber sind seine ständig nachwachsenden Nagezähne, die mit einer orangeroten Schmelzschicht versehen sind, sowie der breite, abgeflachte und beschuppte ca. 30 cm lange Schwanz, der auch als Biberkelle bezeichnet wird. Ohren und Nasenlöcher des Bibers können zum Schutz beim Tauchen verschlossen werden; die Augen sind unter Wasser durch eine vorschiebbare, hauchdünne und transparente Nickhaut geschützt.

 

 

Biberdämme werden von Bibern nur dann angelegt, wenn die Wasserstände in Fließgewässern niedriger als 50 cm sind, was in der Rheinaue aber so gut wie nie vorkommt. Zum Stauen des anfließenden Wassers werden Baumstämme, Zweige und Pflanzenmaterialien mit Schlamm verschmiert und zu einem Damm verarbeitet. Infolge der Anstauung kommt es zu einer Veränderung in der Flussaue und zur Entstehung wichtiger Lebensräume für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Wenn ausreichend hohe Ufer vorhanden sind, bauen die Biber lediglich einen Erdbau, der im Inneren mit Pflanzenmaterial ausgekleidet wird und dessen Eingangsröhre sich unter Wasser befindet. Wenn allerdings das Ufer nicht hoch genug ist, um eine unterirdische Höhle zu bauen, werden im Uferbereich auf dem eigentlichen Erdbau mit Lehm verschmierte Zweige und Äste gestapelt. Diese Burgen mit einem oder mehreren Zugängen unter Wasser verfügen in ihrem Zentrum über eine trockene Wohnhöhle. Die Zugänge zur Burg stehen unmittelbar oder über gegrabene Kanäle mit dem offenen Gewässer in Verbindung. Fällt die Biberburg trocken, wird sie verlassen, da sonst Feinde Zugang bekommen könnten.

 

Im Vergleich zu Bisamratte und Nutria gräbt der Biber nur sehr selten in Deichen. In den Ausnahmefällen in denen Biber ihre Höhlen in Deiche gebaut haben, lagen diese direkt am Wasser und erfüllten so die Bedingungen für die unterwasserliegenden Zugänge für die Bauten. Falls Biber trotzdem zu einer Belästigung würden, können die Tiere leicht eingefangen und umgesiedelt werden.

 

Biber können sowohl fließende als auch stehende Gewässer unterschiedlichster Größe besiedeln und besetzen ein permanentes Revier mit einem Umfang von 2-3 km Uferlänge. Sie sind sehr soziale Tiere und leben in Familienverbänden von etwa 5-8 Tieren zusammen, wobei es sich um die Elterntiere mit den Jungtieren des gegenwärtigen Jahres und denen des Vorjahres handelt. Pro Jahr kommen 2-3 Junge zur Welt, die nach 2 Jahren fortpflanzungsfähig sind. Die Jungbiber verlassen kurz vor der Geschlechtsreife das heimatliche Gebiet und unternehmen weite Wanderungen von über 100 km um neue Reviere zu besiedeln. Das Lebensalter beträgt 20-25 Jahre. Biber besitzen im Vergleich zu Bisamratten und Nutria ein wesentlich geringeres Fortpflanzungstempo, wodurch sie im vorigen Jahrhundert u.a. so einfach auszurotten waren.

 

In Deutschland gehört der Biber zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten und ist gesetzlich geschützt. Gleichzeitig steht er auch unter dem europäischen Schutz der FFH- (Flora-Fauna-Habitat) Richtlinie.

Durch Verbesserungen der Gewässerqualität und die Entwicklung naturnaher Auenbereiche mit Weidenwäldern, Kiesufern und Nebenrinnen können zahlreiche Pflanzen und Tiere aus eigener Kraft ihre angestammten Auenlebensräume zurückerobern. Einige Arten, darunter auch der Biber müssen jedoch durch den Menschen wieder neu angesiedelt werden.

Von einer Wiederansiedlung des Bibers profitieren auch andere Tier- und Pflanzenarten. Der hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktive Biber fällt Bäume mit bis zu 1 m Durchmesser, um an die höhergelegenen Knospen und Zweige zu gelangen. In den dichten Auenwäldern entstehen so Lichtungen und die Stümpfe der abgenagten Bäume treiben wieder aus. Auch durch seine Bautätigkeit beeinflusst der Biber direkt oder indirekt die Flusslandschaft und wird dadurch zu einer Leitart der Gewässerauen.

Seit den 1990er Jahren wurden Biber, die aus Populationen an der Elbe stammen, in der Rheinaue zwischen Wesel und Nijmegen wieder angesiedelt. Bei allen am Niederrhein neuangesiedelten Bibern handelt es sich um Wildfänge aus dem Gebiet der Mittleren Elbe. Im Bereich der Rheinaue waren die Bedingungen für Wiederansiedlungsprojekte recht günstig, da bereits eine gute Gewässerqualität wiederhergestellt wurde und die Auenwälder naturnah und sehr artenreich sind. Tümpel und Altarme weisen außerdem einen großen Reichtum an Wasser- und Uferpflanzen auf, die Bestandteil des Bibermenüs sind.

Im niederländischen Teil von De Gelderse Poort wurden etwa 50 Tiere wiederangesiedelt. Bis zum Jahr 2005 hat sich diese Population auf 70 Tiere vergrößert und auch in den Bereich um Kleve und Emmerich ausgebreitet. Hinzu kommen die wanderlustigen Exemplare die sich weiter flussabwärts angesiedelt haben.

Das Gebiet Gelderse Poort liegt am Anfang des Rheindeltas und war somit für eine Wiedereinbürgerung strategisch sehr günstig, da so eine Ausbreitung des Bibers entlang des Rheins, der Waal, der IJssel, des Niederrheins und eventuell auch entlang der Maas möglich ist. Da Biber Distanzen von über 100 km bewältigen können, wird erwartet dass die Biberpopulationen am Niederrhein mit denen der Artgenossen im Biesbosch und an anderen Stellen in den Niederlanden und in Deutschland zusammenwachsen. So kann eine Verbreitungslücke des Bibers in Westeuropa geschlossen und ein erneutes Aussterben verhindert werden.

 

Naturschutz im Kreis Kleve

Autoren dieser Seite: Mareike Hackstein und Thomas Bäumen

 

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