NSG Wisseler Dünen
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Naturschutzgebiete

Stadt Kalkar
Größe: 80 ha
Ausweisung: 14.07.1968
Landschaftsraum: Rheinniederung

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Im Bereich der kleinen Ortschaft Wissel, nordöstlich der Stadt Kalkar, liegt eine rund 80 ha große Flussdünenlandschaft. Diese Landschaft, die von den Einheimischen nur `de Dun` genannt wird, bildet das gleichnamige Naturschutzgebiet „Wisseler Dünen“, das halbkreisförmig von großen Abgrabungsgewässern eingeschlossen wird.
Dünen gehören zu vielen Strömen im Binnenland, kommen jedoch nur an solchen vor, die Sand mit sich führen, wie der Rhein oder die untere Lippe. Die Entstehung der Wisseler Dünen wird aufgrund von Bodenuntersuchungen in der spätmittelalterlichen Rodungsphase des 8. Jahrhunderts vermutet. Der Rhein hat bei seinen wiederholten Ãœberschwemmungen immer wieder neues Sandmaterial zu den Ufern der Flussschlingen herbeigeschafft, das dann teilweise verblasen oder auch durch den nahen Altarm Kalflack weitertransportiert und zusätzlich verteilt worden ist. Aus den verschiedenen unbewachsenen und trockengefallenen Sandbänken wurden bei Niedrigwasser durch die häufigen West- bis Südwestwinde dann schließlich in einiger Entfernung große Dünenkomplexe aufgeweht, die seit dem 14. Jahrhundert landwirtschaftlich, als Allmendeweide, genutzt wurden. Das gesamte Dünengelände wurde noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts in unterschiedlichen Abständen überflutet. In den 1930er Jahren wurde der mittlere Teil des Gebietes eingeebnet und wird bis heute als extensive Standweide genutzt, die von den einzelnen, bis zu acht Metern aus der flachen Umgebung herausragenden Dünen umgeben ist. Die kontinuierliche  Beweidung hat dabei eine natürliche Bewaldung verhindert.

Die heute vorherrschenden Lebensräume sind, bedingt durch die trockenwarmen und nährstoffarmen Verhältnisse, lückige und später dann flechten- oder auch moosreiche Sandtrockenrasen mit Pionierarten, wie Sandsegge oder Silbergras. In den feuchteren Dünentälchen treten eher Kleinseggenrieder auf. Die allmähliche, durch Beweidung noch geförderte Bildung einer dünnen Humusauflage lässt Schwingelarten aufkommen und führt zu der Bildung trockener Magerweiden, die sich auf den eingeebneten Flächen artenreicher entwickelt haben und mit vereinzelten Feldgehölzen, wie Weißdorn oder Birke bestanden sind. Die Tierwelt hat sich ebenfalls an die sehr speziellen Lebensbedingungen angepasst, so dass neben einer Vielzahl von Insekten eine entsprechend ausgeprägte, relativ artenarme Vogelwelt aus beispielsweise Feldlerchen, Wiesenpiepern, Dorngrasmücken, Schwarzkehlchen oder Nachtigallen existiert.

Den Wisseler Dünen muss als größtes Binnendünengebiet des Niederrheins eine wichtige Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz sowie auch für die landschaftliche Eigenart dieser Region beigemessen werden. Sie stellen ein seltenes Relikt dieses einst, vor dem Abtragen der meisten Dünen und der massiven Einschränkung der natürlichen Flussdynamik, häufiger in den flussnahen Regionen anzutreffenden Landschaftstypus dar. Durch die verschiedenen landschaftsbildprägenden Sandtrockenrasen, die Wiesen- und Weidengesellschaften, die markant verbissenen Weißdorngebüsche oder die sukzessiven Waldgesellschaften entsteht ein ganz besonderes Landschaftsbild. Durch Maßnahmen, wie das künstliche Errichten wellenartiger Sandkuppen, versucht der Arten- und Biotopschutz neue Kleinhabitate für Pionierpflanzen und intakte, typische Dünengesellschaften zu schaffen, wodurch ein Teil der Eingriffe und Beeinträchtigungen aus der Vergangenheit rückgängig gemacht werden. Eine naturverträgliche Beweidung soll die weitere sukzessive Vegetationsentwicklung verhindern. Um die dichte Streudecke auf den jahrzehntelang brachliegenden Flächen zu beseitigen, werden derartige Prozessschutzmaßnahmen in Zukunft möglicherweise noch durch kontrolliertes Abbrennen bestimmter Bereiche ergänzt. Insgesamt wird also die Einwanderung seltener Pioniere bzw. die Erhaltung vorhandener Bestände und damit auch der unterschiedlichen, frühen Besiedlungsstadien entsprechender Pflanzengesellschaften gefördert, die ansonsten allmählich aus dieser einzigartigen Landschaft verschwinden würden.

Naturschutz im Kreis Kleve

ein Projekt von Holger Hillmann (Texte, Fotos) und Thomas Bäumen (Redaktion, Webdesign und weitere Fotos)

 

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