Die zusammenhängenden Naturschutzgebiete der früher ausgewiesenen „Caenheide“ und der „Niersaue bei Wachtendonk“ erstrecken sich östlich
von Straelen in einem bis zu zwei Kilometer breiten Streifen entlang der Niers bis nach Wachtendonk. Mit den angrenzenden Uferzonen und landwirtschaftlich oder forstlich genutzten Bereichen hat das gesamte Gebiet ein Fläche von über 365 ha. Die Niers stellt das größte Fließgewässer des geldrischen Raumes dar und mündet im niederländischen Gennep in die Maas. Die wichtigsten Nebengewässer der Niers sind die Nette, die Gelderner Fleuth, die Issumer Fleuth, die Kervenheimer
Mühlenfleuth und die Kendel. Aufgrund des einstmals beachtlichen Fischreichtums wurde die Niers bereits seit dem Mittelalter fischereiwirtschaftlich genutzt. Von der hohen Qualität zeugen die längst erloschenen Vorkommen von Fischotter und Edelkrebs. Obwohl sie für die Schifffahrt nie eine Rolle gespielt hat, ist auch die Niers durch wasserbauliche Maßnahmen stark beeinträchtigt worden. Die ersten reichen bis in das 11. Jahrhundert zurück, als der Fluss für den Betrieb von Wassermühlen örtlich aufgestaut wurde. Im 13. Jahrhundert verlegte und begradigte man Abschnitte der Niers erstmals zum Talrand hin, um dadurch mehr Fallhöhe für die Mühlanlagen zu gewinnen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Niersaue vorwiegend durch ertragarme Wiesen und Weiden sowie kleinflächige Bruchwälder oder Auenwaldreste geprägt, in höheren Lagen fand auch eine ackerbauliche Nutzung statt. Mit der
Industrialisierung, in deren Zuge regional vor allem die Textilindustrie stark zunahm, stiegen die Einleitungen von Abwässern und Fäkalien stark an, was zu einer massiven Verarmung der Wasserflora und -fauna führte. Nach umfassenden Entwässerungsmaßnahmen ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in den 1930er Jahren die Niers und zahlreiche Nebenflüsse eingetieft und abschnittsweise begradigt. Die Ufer gestalteten sich fortan meist als regelmäßige
Profile. Die beabsichtigte Abschwächung der Gewässerdynamik und der Windungstätigkeit sollte die Fließgewässer in ihrem Bett halten und die Überschwemmung angrenzender Flächen minimieren. Insgesamt führten diese Maßnahmen zu einer Entwässerung der Aue, was nun eine weitaus intensiver betriebene landwirtschaftliche Nutzung zuließ. Entstanden ist schließlich eine sehr vielfältige Kulturlandschaft aus offenen Wasserflächen mit Röhrichten und Hochstaudenfluren,
Feuchtwäldern, aber auch extensiv genutztem Feuchtgrünland, das von Hecken, Kopfbäumen und Pappelreihen gesäumt wird. Stellenweise trifft man auf buchenbestandene Landwehrwälle und die Erdhügelreste alter Motten, also frühmittelalterlicher, hölzerner Wasserburgen. In die stark bäuerlich geprägte Landschaft fügen sich zahlreiche Bauernhäuser in der regionaltypischen vierseitig geschlossenen Hofform ein, die oftmals von hofnahen Obstweiden, den
sogenannten Bongerten, begleitet werden.
Angrenzend an artenärmere ackerbaulich oder intensiv weidewirtschaftlich genutzte Flächen haben besonders die naturnahen Feuchtgebiete eine wichtige Funktion als Rückzugsräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Als dementsprechend wertvoll und
vielfältig ausgeprägt kann das Gebiet entlang der Wachtendonker Niersaue gelten. Die Feuchtwälder, meist kleinere Restbestände des regionaltypischen Erlenbruchwaldes an verlandenden Altgewässern, gehen häufig in Traubenkirschen- und Eschenbestände über. Das Auftreten von Brennnesseln oder Brombeersträuchern zeigt jedoch auch hier die Störungen durch Grundwasserabsenkungen an. Auf den eigentlichen Auwaldstandorten wachsen durch die ausbleibenden
Überschwemmungen, aber noch deutlichen Grundwassereinflüsse Eichen und Hainbuchen, in trockenen Talrandlagen eichenreiche Buchenwälder. Zur Vogelwelt der Feuchtwälder gehören Pirol, Nachtigall, Kleinspecht, Sumpfmeise oder Weidenmeise. Die Röhrichte oder Hochstaudenfluren entlang von Gräben, Altwasserresten, Feuchtwiesenblänken oder neuangelegten Artenschutzgewässern bieten Sumpfrohrsängern, Rohrammern oder Teichrohrsängern wertvolle Lebensräume. Auf
den feuchten Grünlandflächen dieser abwechslungsreichen und besonders eigentümlich ausgeprägten Kulturlandschaft sind Wiesenvögel, wie der Kiebitz, Schafstelzen oder auch Greifvögel, wie Mäusebussard oder Baumfalke vertreten, die in der Niersaue ihre Jagdreviere haben.
Die intensive Nutzung durch eine hohe Mahdfrequenz und Beweidungsintensität, begleitet von Gülledüngung,
Biozideinsatz und Entwässerung haben die ursprüngliche Vielfalt vielerorts jedoch deutlich reduziert. Die Belastung der Gewässer mit Nährstoffen, die von angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen eingetragen werden, behindert dort zudem eine naturnahe Entwicklung, so dass die Flora und Fauna daher meist auf belastungstolerante Arten beschränkt bleibt. Um diese Situation zu verbessern, versucht der Naturschutz durch eine Extensivierung der Nutzung
und damit auch Verminderung des Nährstoffeintrags, durch Sohlenanhebungen der Niers und verschiedene Renaturierungsmaßnahmen eine abschnittsweise Revitalisierung des Gewässers, der Aue und der Feuchtwiesen zu erreichen. Weiterhin sollen Altarme wieder angebunden werden und eine Rückverlegung der Niers in einen naturnahen, gewundenen Verlauf erfolgen. Weitere Punkte sind die Wiederherstellung der Durchgängigkeit des Flusses für Fische und andere Wassertiere. |