Obstwiesen oder BaumgÀrten, die sogenannten Bongerte, sind am
Niederrhein immer hofnah angelegt worden. Der Bongert war meist von einer Hecke umgeben, die das gesamte bĂ€uerliche Anwesen umschloss. Eine sommerliche Beweidung durch das Stallvieh oder eine Mahd zur Heugewinnung fand Ă€uĂerst selten statt. In der Regel wurde die FlĂ€che nur zum Auslauf des Federviehs genutzt. Die hochstĂ€mmigen ObstbĂ€ume, vorwiegend SĂŒĂkirschen, Pflaumen, Zwetschgen, saure und sĂŒĂe Ăpfel und Birnen, gediehen besonders gut in den wĂ€rmebegĂŒnstigten Standorten des
Stromtales mit seinen nĂ€hrstoffreichen Böden. Schon seit dem Mittelalter bestand eine immense Vielfalt an Kulturobstsorten, die u. a. durch die ZĂŒchtungen der Zisterzienser stark vergröĂert worden war. Zudem wurden am Niederrhein beispielsweise auch Mispel, Weinrebe, Walnuss, Haselnuss oder Esskastanie angebaut. Der Ertrag der BaumgĂ€rten war je nach GröĂe vor allem zur Deckung des hĂ€uslichen Eigenbedarfs bestimmt und stellte eine heute kaum noch zu
ermessende Bereicherung des tĂ€glichen Speiseplans dar. Man verzehrte die FrĂŒchte frisch, gedörrt, als Musaufstrich oder Backobst. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich der nun von landesherrlicher Seite geförderte Obstbau fĂŒr einzelne Anwesen sogar zu einem tragenden Wirtschaftszweig, so dass regelrechte Plantagen entstanden. Eine 1737 erlassene königlich preuĂische Verordnung schrieb vor, dass jeder Bauer 50 StĂŒck ObstbĂ€ume, jeder Kleinbauer 25 StĂŒck und jeder
Hausmann 15 StĂŒck zu setzen hatte. Auch heute steht im Bereich der meisten alten Höfe vielfach noch eine beachtliche Anzahl von ObstbĂ€umen. Der Bestand, der jedoch nicht an das alte, sehr umfangreiche Sortenspektrum heranreicht, wird allerdings zunehmend kleiner, da beim Verlust abgĂ€ngiger BĂ€ume oft keine Nachpflanzungen mehr erfolgen. Es handelt sich daher also meist um sehr alte BĂ€ume, die teilweise nur noch vereinzelt erhalten geblieben sind oder sich zu kleineren Obstwiesen
zusammenschlieĂen. Teilweise kann man demnach nur noch von Relikten der ehemaligen Bongerte sprechen. Wie HofbĂ€ume und Haushecken gehören die Bongerte jedoch traditioneller Weise zu jedem Ă€lteren niederrheinischen Gehöft und bestimmen entscheidend die Eigenart des Landschaftsbildes mit. Besonders im FrĂŒhjahr entfalten die in BlĂŒte stehenden und oft knorrig gewachsenen Gehölze ihre landschaftsĂ€sthetische Wirkung. Zudem dienen die
ObstbaumbestĂ€nde zahlreichen Vogel- und Insektenarten als wertvolle LebensrĂ€ume und Nahrungsquellen. Die Landespflege ist daher stark bemĂŒht ĂŒberalterte BestĂ€nde zu ergĂ€nzen, verschwundene wiederzubegrĂŒnden oder auch gĂ€nzlich neue BaumgĂ€rten anzulegen, wobei gezielt alte, örtlich bewĂ€hrte, robuste und widerstandfĂ€hige Sorten ausgewĂ€hlt werden.
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