| Als Kuhlen bezeichnet man künstlich geschaffene Vertiefungen in der Erdoberfläche, die beim Abbau von Rohstoffen, wie Torf, oder auch Ton,
Lehm, Sand und Kies, entstanden sind und sich aufgrund von hoch anstehendem Grundwasser zu Kuhlengewässern entwickelt haben. Die ersten Torfkuhlen am Unteren Niederrhein sind schon im Mittelalter entstanden, als in den Niedermooren, bzw. Bruchwäldern, die innerhalb verlandeter, nacheiszeitlicher Abflussrinnen des Rheins lagen, Torf gestochen wurde. So befinden sich besonders innerhalb des ehemaligen, weit verästelten `Nieper` Rheinverlaufs`, der sich von Krefeld in
nordwestliche Richtung erstreckte, zahlreiche Kuhlengewässer, die sich in vier Gruppen von kettenartig aneinandergereihten Torfkuhlen gliedern lassen: Die Niepkuhlen, die Hacksteinkuhlen, die Kaplanskuhlen und die Fleuthkuhlen. Die meisten dieser Kuhlen findet man an den Prallufern der früheren Mäanderschlingen. An diesen Steilufern wurde geeigneteres Material gefunden, das sich während des Verlandungsprozesses aufgrund
der größeren Tiefe hauptsächlich aus Wasserpflanzen oder Laub und weniger aus harten Uferpflanzen gebildet hat. Beim Torfstechen baute man mit einem Torfspaten, die unterschiedlich mächtigen Torfschichten, je nach Qualität, stellenweise bis auf den mineralischen Untergrund ab. Die entstandenen, in ihrer Tiefe entsprechend variierenden Torflöcher füllten sich rasch mit Grund- und Regenwasser, so dass die charakteristischen Torfstichgewässer entstehen
konnten. Falls die Torfgewinnung aus den Kuhlen zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen war oder Torf aus ohnehin tieferliegenden feuchten und schlammigen Schichten gewonnen werden sollte, betrieben die Torfbauern ihr Handwerk oft auch von einem Kahn aus, wobei man den mit einer Schaufel gewonnen, stark durchfeuchteten, sehr breiigen Torf anschließend an Land trocknen musste.
Die großen Kuhlen gehörten meist zu den Ländereien eines Herrensitzes oder Großbauern und befanden sich oft in unmittelbarer Hofnähe. Stellenweise entstanden aber auch kleinflächige Kuhlen, die eher abseits lagen und durch den parzellenweise stattfindenden Abbau des Torfes langgestreckte, eckige Formen erhielten. Zwischen den einzelnen Abbauflächen lagen meist Dämme, die beim Stechen ausgespart wurden, um über diese Streifen den Torf leichter mit
Karren abfahren zu können und Wegübergänge zu anderen Ufern zu erhalten. Verwendung fand der Torf wegen des steigenden Holzmangels seit jeher vorwiegend als Brenn- und Heizmaterial, wobei die entstehende Torfasche häufig für Düngezwecke genutzt wurde. Auch nutzte man den Torf als Stallstreu, den man dann angereichert mit Viehdung ebenfalls zur Ertragsverbesserung auf die Äcker aufbrachte.
Darüber hinaus wurde neben dem Torf an verschiedenen Stellen auch Grieserde abgebaut, also der schlammige nährstoffreiche Untergrund, der dort vom Rhein abgelagert worden war, was zu entsprechenden Vertiefungen über die Torfschichten hinaus führte. Die Grieserde, die meist mit Schleppnetzen vom Kahn aus gewonnen wurde, eignete sich besonders gut zur Urbarmachung unfruchtbarer sandiger Böden, so dass beispielsweise ehemals beweidetes Heideland in
fruchtbare Ackerflächen umgewandelt werden konnten.
Nach Beendigung des Torf- und Grieserdeabbaus gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, schüttete man die meisten Kuhlen zu oder überließ sie einfach sich selbst. Es siedelten sich dann mit der Zeit entsprechende Pflanzengesellschaften an, die je nach Tiefe der Kuhlen
unterschiedlich schnell die natürliche Verlandung dieser Gewässer vorantreiben. Der üppige Krautwuchs und halbzersetzte Pflanzenreste lagern sich aufgrund des nur begrenzt vorhandenen Sauerstoffs dabei als Faulschlamm am Gewässergrund ab. Die konservierte Biomasse lässt so die Schlammschichten immer weiter wachsen. Beschleunigt wurde der Verlandungsprozess auch durch künstliche Grundwasserabsenkungen, wodurch zahlreiche Kuhlen in Flachmoore übergegangen sind und damit als
Gewässer aus dem Landschaftsbild verschwanden. Die eckigen und kantigen Formen der unterschiedlich weit entwickelten Verlandungsstufen und bereits entstandenen Moore lassen jedoch meist noch den eigentlichen, historischen Ursprung erkennen. Die noch bestehenden Gewässer weisen in der Regel nur eine geringe Gesamttiefe auf, so dass das Sonnenlicht bis auf den Gewässergrund durchdringen kann. Es gibt daher keine vegetationsfreie Tiefenzone, da sich Wasserpflanzen überall ausbreiten können.
Es haben sich insgesamt die charakteristischen, natürlicherweise auch bei einer Niedermoorbildung entstehenden Verlandungsgesellschaften in allen verschiedenen Entwicklungsphasen herausgebildet. Innerhalb der uferseits liegenden Bereiche ab einer Tiefe von ungefähr einem Meter trifft man auf eine verhältnismäßig artenarme Schwimmblattzone, die sich im wesentlichen aus Teichrosengesellschaften zusammensetzt. An den flachen Ufer- und Verlandungsbereichen
schließen sich dann meist Schilfröhrichtbestände an, die in Großseggengesellschaften und schließlich in Bereiche mit Feuchtgebüschen, wie verschiedene Weidenarten und Faulbaum oder Erlenbruchwald übergehen. Teilweise gestalten sich die Gewässer jedoch auch sehr monoton mit steilen Ufern sowie nur wenig gewässergebundener Vegetation und mit stattdessen direkt angrenzenden Acker- und Grünlandflächen. Insgesamt sind die Torfkuhlen von
hoher kulturhistorischer Bedeutung und prägen entscheidend die historisch gewachsene Landschaft in den Niederungsbereichen entlang ehemaliger Rheinverläufe mit. Als belebende Strukturelemente spielen besonders die naturnahen, ökologisch entsprechend wertvollen Gewässer eine wichtige Rolle für das Landschaftsbild und den Arten- und Biotopschutz. Der Naturschutz versucht daher die Kuhlengewässer zu erhalten und ihren Zustand zu verbessern. Es
werden Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen durchgeführt, die zum Beispiel das Entfernen störender Gehölze oder die Extensivierung anliegender, landwirtschaftlich genutzter Flächen beinhalten. |