Landwehren
Home
Naturschutzgebiete
Kulturlandschaft
Grünland
Hecken
Kopfbäume
Pappelreihen
Grabensysteme
Deiche
Kolke
Warften
Hofbäume
Bongerte
Bauernhäuser
Windmühlen
Wassermühlen
Hudebäume
Heide
Torfkuhlen
Lehmkuhlen
Hohlwege
Landwehren
Grabhügel

Der Begriff der sogenannten Landwehr stammt noch aus dem frühen Mittelalter, beschrieb zunächst aber noch das Aufgebot aller wehrfähigen Männer eines Landes. Erst seit dem 13. Jahrhundert erscheint dieses Wort als Bezeichnung für ein Verteidigungsbollwerk. Die Landwehre oder Landhecken umwehrten bzw. begrenzten Herzog- oder Fürstentümer, Städte, Siedlungsgebiete oder auch größere Hofanlagen und zählen zu den ehemals längsten Wallhecken des Niederrheins. Sie bestanden in höheren Lagen aus ein oder zwei Wällen, die beidseitig von Gräben gesäumt waren und in der Niederung häufig nur aus parallel geführten feuchten Gräben, Wasserläufen und Kanälen, die mittig jedoch auch von einem aus dem Aushub aufgeschütteten Wall begleitet wurden. Der Höhenunterschied zwischen der Wallkrone und der Grabensohle konnte mehrere Meter betragen.

Die Wälle wurden dabei zusätzlich mit dichten, oft undurchdringlichen Hainbuchenhecken oder dornigen Straucharten bepflanzt, deren Zweige man künstlich miteinander verflochten hat. Die hierbei verwendete Bepflanzungsform wurde mit dem Begriff des `Lemmens` umschrieben. Bei diesem Verfahren bog man fingerdicke Zweige zu Boden, grub sie ein und ließ das Ende in die Höhe ragen. Diese Zweige schlagen dann Wurzeln und wachsen zu einem neuen Stamm. So konnten auf Landwehrwällen im Laufe der Jahrzehnte ernstliche Hindernisse entstehen, die weder Menschen und Tiere, noch Pfeile durchdringen konnten.
Die ersten Landwehren des 13. Jahrhunderts waren anfangs aber keine Wehranlagen im herkömmlichen Sinne, da sie für einen gut gerüsteten Gegner kaum ein wirklich ernst zu nehmendes Hindernis darstellten. Sie sollten vielmehr dem beutebeladenen Feind den Rückzug erschweren, damit die Verteidigungskräfte bei einem schnellen Schließen der Durchbruchstelle den Gegner noch im eigenen Land stellen konnten. Landwehren waren zunächst also eher Rückzugshindernisse, die gleichzeitig Grenzen festzulegen und zu kennzeichnen hatten. Wirklichen Schutz gegen massive Angriffe boten vermutlich erst die undurchdringlicher ausgebauten Landwehre des 15. und 16. Jahrhunderts. Außerdem lenkten die Landwehre die zunehmenden Handelströme, um dem Landesherrn die damit verbundenen Wegzölle zu sichern, die eine wirtschaftlich sehr wichtige Einnahmequelle darstellten. An eigens errichteten Durchlässen mit Schlagbaum und Wachtürmen kontrollierten Zöllner dann den Verkehr. Gleichzeitig dienten die Landwehrgräben in den Niederungsbereichen ergänzend auch der Entwässerung des Landes und waren in Entwässerungssysteme miteinbezogen.
Als gänzlich veränderte politischen Verhältnisse sowie neue Waffen und Arten der Kriegsführung diese alte Form der Landesverteidigung überflüssig machten, wurde spätestens seit dem 19. Jahrhundert die Pflege und Unterhaltung der meisten Landwehren eingestellt. Viele Bauern hieben zudem die Hecken ab und ebneten die Wälle ein. Trotz dieses Verfalls trifft man auch heute noch in der Landschaft immer wieder auf sich über viele hundert Meter hinziehende Wälle, die von hohen Bäumen und Buschwerk bestanden sind und häufig von Gräben begleitet werden.
Landwehren sind bedeutende landesgeschichtliche Zeugnisse ehemaliger Herrschaftsverhältnisse. Als kulturhistorische Bauwerke gewähren sie Einblicke in die mittelalterliche bzw. frühneuzeitliche Territorialgeschichte sowie Wehr- und Befestigungstechnik. Die teilweise beachtliche Größe macht die Landwehrgräben und -wälle zu wichtigen, gliedernden und landschaftsbildprägenden Elementen.

Naturschutz im Kreis Kleve

ein Projekt von Holger Hillmann (Texte, Fotos) und Thomas Bäumen (Redaktion, Webdesign und weitere Fotos)

 

Impressum