Als Kuhlen bezeichnet man künstlich geschaffene Vertiefungen, die beim
Abbau von Rohstoffen, wie Ton, Lehm, Sand und Kies oder auch Torf, entstanden sind und sich aufgrund des meist hoch anstehenden Grundwassers zu Stillgewässern entwickelt haben. Lehmkuhlen sind besonders in der Rheinniederungslandschaft häufig anzutreffen, wo der Strom durch Sedimentablagerungen im Laufe der Geschichte fruchtbare Lehmböden zurückgelassen hat. Lehm und Ton gewannen bereits in vorgeschichtlicher Zeit zur Herstellung
verschiedenster Gefäße und später auch zur Wandauskleidung der Gefache von Fachwerkhäusern große Bedeutung. Seit dem hohen Mittelalter stellte man aus diesen Rohstoffen zunehmend auch Back- oder Ziegelsteine her, die zunächst in Hand gefertigten, jeweils nur zum einmaligen Gebrauch geeigneten Lehmöfen, den Meiler- oder Feldbrandöfen, gebrannt wurden. Seit dem 19. Jahrhundert entstanden mit der steigenden Nachfrage nach
Ziegeln ortsfeste Ziegeleien mit moderneren, konstant brennenden Ring-, Flamm- oder Tunnelöfen.
Die Ziegelbrennereien bezogen ihren Rohstoff wegen der leichtabbaubaren Lehm- und Tonvorkommen überwiegend aus den Auebereichen des Rheins und hinterließen dadurch tiefe Spuren in der Landschaft. Der Abbau wurde zunächst noch kleinflächig
und oberflächennah betrieben, wobei nur die obere Lehmschicht mit einer Schaufel abgetragen wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten sich die Produktions- und Befeuerungsmethoden so sehr verbessert, dass die Ziegeleien zunehmend mehr Rohstoff verarbeiten konnten. Um nun die nötige, schnellere und gesteigerte Ton bzw. Lehmgewinnung erreichen zu können, ging man dazu über, bis in eine Tiefe von mehreren Meter abzugraben. Anfangs, als noch mit Schaufel und Karren gearbeitet
wurde, drang man lediglich bis zum Grundwasserspiegel vor. Mit dem verstärkten Einsatz von Baggern wurde der tonhaltige Lehm dann auch aus noch größeren Tiefen gewonnen. Dort, wo keine Rekultivierungsmaßnahmen und entsprechende Verfüllungen vorgesehen waren, konnten aus den wassergefüllten Gruben im Laufe der Zeit artenreiche Biotope entstehen, in denen sich verschiedene Ufervegetationen mit Schilf und Sumpfpflanzen sowie verbuschte Randbereiche mit Weidenbeständen ausgeprägt haben.
Ton- und Lehmkuhlen, die Zeugnisse vom täglichen Leben und Arbeiten früherer Generationen darstellen, sind Landschaftselemente von kulturhistorischer Bedeutung. Sie prägen entscheidend die über viele Jahrhunderte gewachsene Rheintallandschaft mit. Als belebende Strukturelemente, spielen besonders die naturnahen, ökologisch entsprechend wertvoll ausgeprägten Gewässer eine wichtige landschaftsästhetische Rolle.
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