Das Hangmoor Schomm stellt eine urtümliche Restfläche des Straelener Veens dar, einem weitausgedehnten Sumpfgebiet, das sich einst über die Maasniederterrasse bis
Venlo erstreckte. Das Schutzgebiet läuft westlich von Herongen als teilweise mehrere hundert Meter breites Band auf Venlo zu und nimmt insgesamt eine Fläche von über 70 ha ein. Die Entstehung der Veenlandschaft geht ursächlich auf die erdgeschichtliche Entwicklung des niederrheinischen Tieflandes zurück, das über viele Jahrtausende im Zuge bestimmter geologischer Vorgänge in unterschiedliche Naturräume gegliedert
wurde. Durch tektonische Hebungen und Senkungen einzelner Erdkrustenschollen, eiszeitliche Terrassierungen mit gewaltigen Schottermassen, Flusslaufverlagerungen, die zu Hochflutablagerungen sowie Vertiefungen führten, und Aufwehungen großer Dünengebiete entstand schließlich ein stark bewegtes Relief mit verschiedenen Bodenarten sowie entsprechenden Grund- und Oberflächenwasserverhältnissen. Das Straelener Veen liegt nun seinerseits in einer sich nach Norden öffnenden Mulde, die
westlich von den Maasdünen und östlich von den Rheinmittelterrassen eingerahmt wird. Der tonig-lehmige Untergrund sorgt führ einen oberflächennahen Stau des in das Veen hinabfließenden Wassers, der durch einen unterirdischen Zufluss aus den Hochterrassen noch verstärkt wird. Dies ließ Heideseen, in den Maasmäandern Altgewässer oder Tümpel und im übrigen, tiefliegenden Gebiet weitflächige Moorböden
entstehen. Im Laufe der Zeit entwickelten sich in der Veenlandschaft unregelmäßige Vegetationsmuster aus Niedermooren mit wachsenden Torfböden aus abgestorbenem Pflanzenmaterial, Bruchwäldern und offenen Wasserflächen, die von aufeinanderfolgenden Verlandungsstadien umgeben waren.
Anfänglich haben die Menschen dieses unwegsame Sumpfgelände gemieden. Erst im 13. und 14. Jahrhundert, als man
den Wert für eine bäuerliche Bewirtschaftung erkannte, wurde der östliche Rand des Veens besiedelt. Im Vordergrund stand zunächst die Holzgewinnung und danach die Anlage von Wiesen und Weiden auf den gerodeten Flächen. Ödland, also Heide oder Sumpf, gehörten zur Allmende, einer dorfgemeinschaftlichen Nutzung. Das unkontrollierte Schlagen und der Viehverbiss durch die Waldweide führten rasch zu einem Engpass in der Holzversorgung, weshalb der Torf als Brenn-
und Heizmaterial schnell an Bedeutung gewann. Es wurden daher schon sehr früh die Torfvorkommen im Veen abgebaut, so dass zahlreiche Torfkuhlengewässer entstanden. Einen wichtigen Rohstoff stellten auch die Blätter des Gagel, einem Feuchtgehölz an verlandenden Gewässern, dar, die man zum Brauen von Bier verwendete. Das Hangmoor Schomm bei Straelen war seinerseits noch weit bis ins 19. Jahrhundert hinein als offene Wasserfläche ausgeprägt. Erst die
verstärkten Grundwasserabsenkungen haben zu einer schrittweisen Entwässerung und allmählichen Verlandung geführt. Da der Fremdwasserandrang am Hangfuß der Hauptterrasse jedoch sehr hoch ist und entsprechend viel Wasser in diesem Bereich austritt, ist das Hangmoor trotz immer drastischerer Maßnahmen und unterschiedlicher Nutzungsversuche bis heute erhalten geblieben. Die Vegetationszonierung des hangwasserbeeinflussten Moores wird von dem von Norden
nach Süden abnehmenden Angebot an Nährstoffen und der zunehmenden Vernässung bestimmt. Im nördlichen Teil des Schutzgebietes haben sich auf den teils stärker entwässerten Moorböden Erlen und Birken angesiedelt. Auf höher gelegenen Standorten wird dieser Bruchwald in der Krautschicht von Pfeifengras begleitet, weiter unterhalb des Hanges stehen Seggen. Torfmoosdecken und im Frühjahr blühende Moorveilchen breiten sich auf dem morastigen Boden
dazwischen aus. Südlich folgen Grauweidengebüsche und Schilfstreifen entlang der Quellbäche. Im mittleren Bereich der Quellregion befinden sich gewaltige Horste der Rispensegge. Der ursprünglichste Teil des Moores schließt sich in Form von einer besonders bemerkenswerten Moosflora, Schneidenröhrichten und Gagelgebüschen an die Schilfzonen an. Die Gagelbestände sind die letzten des Straelener Veens. Der gesamte Pflanzenbestand, an den auch eine spezielle Tierwelt
gebunden ist, beinhaltet eine Vielzahl bedrohter oder seltener Arten, was das Hangmoor aus Gründen des Arten- und Biotopschutzes zu einem äußerst wertvollen Gebiet macht. Hinzu kommt der Sachverhalt, dass solche nassen Standorte, wie Niedermoore, Bruchwälder oder Feuchtwiesen, vielfach völlig aus der Landschaft verschwunden sind und somit einen hohen Seltenheitswert haben. Am Niederrhein haben diese naturgeschichtlichen Landschaftsbereiche zusätzlich einen
besonderen Wert für die landschaftliche Eigenart, da sie den ursprünglichen Charakter dieser Region widerspiegeln und gleichzeitig die Vielfalt des Landschaftsbildes erhöhen.
Seitens des Naturschutzes finden daher verschiedene Pflegemaßnahmen statt, die beispielsweise durch Gehölzrückschnitt von Weiden oder Birken die Erhaltung von offenen Röhrichten, Schneidenrieden und Gagelbeständen
fördern sollen. Auch sollten die vorhandenen Pappel- und Nadelforste in standorttypische Laubwaldbestände umgewandelt werden. Durch das Verschließen zahlreicher Entwässerungsgräben und Maßnahmen der Wiedervernässung soll sich der Wasserhaushalt stabilisieren, so dass sich Erlenbruchwälder und Moorgewässer regenerieren oder neu entwickeln können. Außerdem könnten durch die Anlage von Grünlandbrachen oder Gewässern und die anschließenden
Sukzessions- und Verlandungsstadien wieder neue Feuchtwiesen bzw. Moore geschaffen werden. Zum Schutz wird des weiteren die Schaffung einer breiten Pufferzone oberhalb der intensiv ackerbaulich genutzten Geländekante angestrebt. Dadurch soll der Nährstoffeintrag, der die Verlandung des Moores stark fördert, vermindert bzw. verhindert werden. |