Die Krickenbecker Seen liegen zwischen Herongen und Hinsbeck im Nettetal. Einschließlich der zahlreichen Gewässer, großen Waldbereiche
und Grünlandflächen ist das gesamte Gebiet großräumig als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden und stellt einen Bestanteil des Naturparks Schwalm-Nette dar. Der nördliche Teil des Naturschutzgebietes, die „Heronger Buschberge und Wankumer Heide“, gehört mit einer Fläche von fast 630 ha zum Kreis Kleve. Ursprünglich standen in dieser von hohen Grundwasserständen geprägten Landschaft entlang der Nette vornehmlich von Erlen dominierte
Bruchwälder. Über die Jahrtausende hinweg haben sich dann durch Vermoorungsprozesse mächtige Bruchwaldtorfschichten gebildet. Im 15. Jahrhundert begannen die in der Umgebung siedelnden Menschen daher kleinflächig den anstehenden Torf zu gewinnen, der vor allem als Brennstoff, Stallstreu oder Düngemittel Verwendung fand. Es entstanden daher zunehmend vereinzelte, kleine Torfstichgewässer, die sogenannten Torfkuhlen. Dennoch kann man auch zu Beginn des 17. Jahrhunderts das gesamte Nettetal größtenteils noch als
ausgedehntes Sumpfland bezeichnen. Erst im weiteren Verlauf wurde der Torf allmählich immer großflächiger gewonnen, so dass sich im Schrolik und Poelvenn Seen entwickelten, die sich im 18. Jahrhundert durch den Anschluss an die Nette weiter vergrößerten. Gleichzeitig begann man auch das Glabbacher und das Hinsbecker Bruch auszutorfen. Die größte Ausdehnung hatten diese Gewässer um 1800. Weitere, allerdings wesentlich kleinere Gewässer sind im Zuge des regional
sehr intensiv betriebenen Flachsanbaus entstanden. In diesen Flachskuhlen oder Flachsrösten wurde der Flachs nach seiner Ernte eingeweicht, um ihn für die weitere Verarbeitung zu Leinen vorzubereiten. Die Kuhlen legte man in Moorböden mit hoch anstehendem Grundwasser an, da die Gärung des Flachses nur in Gewässern möglich war, die einen hohen Huminsäureanteil aufweisen konnten. Andere Bereiche des einstigen Bruchgebietes wurden nach der Urbarmachung in Grünland umgewandelt und als Wiesen oder Weiden genutzt.
Insgesamt wiesen die Krickenbecker Seen infolge der verschiedenen Eingriffe und Kultivierungsmaßnahmen eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume auf. Die Unterwasser- und Schwimmblattvegetationen förderten zugleich eine artenreiche Fischfauna. Die oft sehr breiten Röhrichtbestände an den Ufern der verschiedenen Gewässer, die
zahlreichen Vögeln als Bruthabitate und Amphibien als Laichhabitate dienten, gingen als Folge der natürlichen Verlandung in Seggenrieder sowie Weiden- oder Gagelgebüschbestände und schließlich in Erlen- oder Birkenbrüche über. Vielerorts bildeten sich artenreiche Feuchtgrünlandflächen aus, die auf den höher gelegenen, trockeneren Standorten teilweise in alte Eichen- und Buchenwälder oder, bedingt durch eine weidewirtschaftliche Nutzung, auch in Heide übergingen. Durch Einleitungen von Abwässern in die Nette verschlechterte sich in jüngerer Zeit die Wasserqualität jedoch derartig, dass viele Gewässer verschlammten und sich die verschiedenen Pflanzengesellschaften entsprechend veränderten. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten verschwanden daher aus dem Gebiet.
Die abwechslungsreiche Struktur dieser Landschaft ist im allgemeinen jedoch erhalten geblieben, was dem Naturschutz
die Möglichkeit gab die Lebensbedingungen durch gezielte Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen wieder stark zu verbessern. Von der entsprechenden Aufwertung bzw. Vergrößerung vieler Bereiche und verschiedener Biotope haben wiederum auch zahlreiche Tierarten profitiert, so dass die Artenzahlen sich festigen und die Bestände sich teilweise wieder erholen konnten. Zu den Leitarten der Krickenbecker Seen gehört der Graureiher, der dort mit einer Kolonie von
über 250 Brutpaaren vertreten ist und die unzugänglichen Erlenbruchwälder zum horsten nutzt. Die Seen und Kleingewässern, aber auch das Grünland in unmittelbarer Nähe liefern ein ausreichendes Nahrungsangebot an Fischen bzw. Mäusen. Als Brutvögel der Röhrichte sind Wasserralle, Teichrohrsänger, Sumpfrohrsänger und Rohrammer zu nennen. An Wasservögeln trifft man unter anderem auf Haubentaucher, Knäkenten oder Gänsesäger. Die alten Buchen-
und Eichenbestände sind insbesondere für Höhlenbrüter, wie Grün-, Bunt- oder Kleinspecht, Hohltaube und Dohle sowie auch zahlreiche Fledermäuse, die in den verlassenen Spechthöhlen siedeln, attraktiv. Auch Amphibien sind mit Arten, wie Teichmolch, Bergmolch, Grasfrosch, Wasserfrosch oder Erdkröte in ausreichender Zahl vor allem an den Kleingewässern vertreten. Ebenso ist in diesen Bereichen die nachgewiesene Libellenfauna äußerst artenreich. Besonders hervorzuheben
sind außerdem die Feuchtgrünlandflächen, in denen noch Orchideen oder Knabenkraut wachsen, und die pflegebedürftigen, kleinen Heideflächen, die gefährdete Arten, wie Quendelseide, Lungenenzian oder Rasenbinse beherbergen. Insgesamt macht die Artenvielfalt der teilweise fast unberührten und besonders schönen Natur- und auch Kulturlandschaften die Krickenbecker Seen zu einem bedeutenden und ökologisch sehr wertvollen Naturschutzgebiet. Das
reizvolle Wechselspiel von Bewaldung, offenen Wiesen, Weiden und Heideflächen sowie unterschiedlich ausgeprägten Gewässern schafft eine charakteristisch ausgeprägte Rheinterrassenlandschaft. |