NSG Emmericher Ward
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Stadt Emmerich
Größe: 310 ha
Ausweisung: 16.08.1985
Landschaftsraum: Rheinniederung

Die 310 ha große Emmericher Ward erstreckt sich rechtsrheinisch als unterschiedlich breites Band entlang des Rheinufers zwischen der Stadt Emmerich und der deutsch-niederländischen Grenze.
Das Naturschutzgebiet liegt in der natürlichen Flussaue und wird durch verschiedene Lebensräume, wie ausgedehnte, offene Grünlandflächen, Altgewässer, Verlandungszonen und relativ naturnahe Ufer- bzw. Auenbereiche geprägt. Die Hochwasser tragen nährstoffreichen Auenlehm und große Mengen anorganischen Materials in das Gebiet ein. In Abhängigkeit von der Häufigkeit und Andauer der Ãœberflutungen, der Verteilung der Bodenarten, die aufgrund von unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten aus sandigem Kies bis tonigem Auenlehm bestehen können, und der Nutzungsart, haben sich verschiedene Grünlandgesellschaften ausgebildet. In den tiefen Lagen des östlichen, rheinnahen Bereichs sowie den verteilten Senken und Mulden dominieren abwechslungsreich ausgebildete Flutrasen als charakteristisches Auengrünland. Daran schließen feuchtgeprägte Wiesen und Weiden an, die auf den höher gelegenen, sandigen Rücken in Halbtrockenrasen und Sandrasen übergehen. Es haben sich kleinräumlich differenzierte Komplexe ausgebildet, so dass ein Mosaik mit verschiedensten, jeweils angepassten  Pflanzenarten entstanden ist. Beachtlich ist auch der Anteil an natürlichen Sukzessionsflächen und entsprechenden Pionierarten, die durch die intakte Flussdynamik regelmäßig zerstört werden und sich dementsprechend immer wieder neu ansiedeln. Auf den im Spätsommer und Herbst austrocknenden Schlammufern entwickeln sich einjährige Flussuferrasen, die sich mit Kies- und Sandbänken, Hochstaudenfluren, Röhrichtbeständen und Weidengebüschen sowie einer charakteristischen Auwaldvegetation verzahnen.

Insgesamt schaffen diese abwechslungsreichen Strukturen unterschiedlichste und wertvolle Lebensräume für eine Vielzahl seltener und geschützter Tierarten. Auf den offenen, kiesigen Uferabschnitten brütet der Flussregenpfeifer, in den Röhrichtzonen trifft man auf Sumpfrohrsänger, Teichrohrsänger oder Rohrammer. Weitere Brutvogelarten sind unter anderem Rotschenkel, Austernfischer, Uferschnepfe, Kiebitz oder kleine Singvögel, wie Feldlerche, Wiesenpieper und Schafstelze. Die Wasserflächen, wie der Strang, ein alter Rheinarm, bieten mit ihren Schwimmblatt- und Röhrichtgesellschaften vielen Wasservögeln Brut- und Nahrungsmöglichkeiten. Auch äsen oder überwintern Gänse und andere Rastvögel im Emmericher Ward.
Die verschiedenen Stillgewässer beherbergen zudem zahlreiche Libellenarten und dienen Amphibien, wie Kammolch, Teichmolch, Bergmolch, Wasserfrosch, Grasfrosch, Kreuzkröte oder Erdkröte, als Laichhabitate. Das naturnahe und strukturreiche Naturschutzgebiet stellt mit seiner vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt sowie der sich recht frei entfaltenden Flussdynamik ein bedeutendes Auengebiet dar. Neben dem hohen ökologischen Wert muss man auch von einem naturhistorischen Wert sprechen, da man von einem Relikt der ursprünglichen Rheinauenlandschaft sprechen kann. In Verbindung mit kulturlandschaftlichen Elementen, wie Hecken, Wiesen und Weiden oder auch vereinzelten Lehmkuhlen, spiegelt die Emmericher Ward einen wesentlichen Bestandteil der landschaftlichen Eigenart des Unteren Niederrheins wieder.

Die Hauptziele des Naturschutzes und der Landespflege sind dementsprechend die Erhaltung des artenreichen Komplexes aus Stillgewässern, Verlandungszonen, Kiesbänken, wertvollen Grünlandgesellschaften und Auwaldbereichen. Möglichst große Bereiche sollen daher extensiv bewirtschaftet werden. Hierfür sind im Zuge des Vertragsnaturschutzes auf einzelnen Parzellen Bewirtschaftungsverträge abgeschlossen worden, welche die Beweidungsdichte bzw. die Anzahl der Mahden einschränken. Einerseits werden dadurch die Ansiedlung seltener Pflanzenarten begünstigt und Wiesenvögeln ausreichend Brutmöglichkeiten gegeben, andererseits wird eine natürliche Wiederbewaldung verhindert und somit die gewachsene Kulturlandschaft erhalten.
Dennoch sollen auf anderen Flächen im Ostteil des Schutzgebietes gleichzeitig auch standortgemäße Auwälder entstehen, die sich natürlich an die unterschiedlichen Höhenstufen und die damit verbundenen Überflutungen anpassen. Die Weichholzaue soll sich dabei auf natürliche Weise aus den Samen und Reisern der im Umfeld vorhandenen Gehölzarten entwickeln, die höher gelegene Hartholzaue wird in Teilflächen durch Anpflanzungen charakteristischer und an die lokalen Bedingungen angepasster Gehölzgruppen initiiert. Durch diesen zukünftig sehr vielfältigen Charakter bieten sich auch anderen charakteristischen Pflanzenarten und Tieren gute Ansiedlungsmöglichkeiten, so dass sich schließlich ein vollständiger und vielfältiger Auenwald einstellt.

Naturschutz im Kreis Kleve

ein Projekt von Holger Hillmann (Texte, Fotos) und Thomas Bäumen (Redaktion, Webdesign und weitere Fotos)

 

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