Als die `Düffel` bezeichnet man den linksrheinischen Teil der ehemaligen
Rheinaue zwischen Kleve und Nimwegen. Diese Niederungslandschaft, die als Flusstal in einem ehemaligen Gletscherzungenbecken liegt, wird östlich durch den Griethauser Altrhein, nördlich durch den Rhein und südlich durch den Niederrheinischen Höhenzug begrenzt. Innerhalb dieser Landschaft liegt das 3.800 ha umfassende Naturschutzgebiet „Düffel, Kellener Altrhein u. Flussmarschen“. Mit der ausklingenden Eiszeit führten die regelmäßigen Überflutungen und
die damit verbundenen Sedimentablagerungen zunehmend zu der Herausbildung einer sumpfigen Auenlandschaft mit aufgeschütteten Kies- und Sandbänken, Uferwällen, Dünenrücken, Flutmulden, Auskolkungen, Altrinnen und Altarmen. Das erhöhte Gebiet des Uferwalls und des Niederterrassenrückens war seit der Eisenzeit Ansatzpunkt für eine kontinuierliche Besiedlung, unter anderem auch durch die Römer. Zu einer planmäßigen
Erschließung und Rodung der vorherrschenden Auenwälder kam es jedoch erst durch den zunehmenden Bevölkerungsdruck während der mittelalterlichen Ruhephase zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert. Die Bauernhöfe errichtete man auf künstlich angelegten Flusswarften, die ersten Siedlungen bzw. Dörfer suchte man mit Ringwällen vor den Hochwassern zu schützen. Zunehmend begann man jedoch auch mit dem Bau von Banndeichen, die eine Besiedlung der niedriger
gelegenen Bereiche ermöglichen sollten. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts waren die meisten Reste des ehemaligen Waldbestandes gerodet, so dass auch in den umfangreichen Bruchländereien mit planmäßigen Entwässerungen begonnen wurde. In den folgenden Jahrhunderten konnte sich daher annähernd in der gesamten Düffel Weidewirtschaft und zunehmend auf den sandigeren Böden auch Ackerbau entwickeln. Es entstand eine reich strukturierte bäuerliche
Kulturlandschaft mit einer Vielzahl gliedernder und besonders prägender Landschaftselemente.
Entlang der Wiesen und Weiden, die sich aus verschiedenen Pflanzengesellschaften zusammensetzen, stehen Weißdorn- oder Schlehenhecken, zahlreiche Kopfbäume, Pappelreihen, Gehölzgruppen oder
einzelne Feldgehölze und dominieren so das Landschaftsbild. Im Bereich der zahlreichen Entwässerungsgräben schaffen Schilfröhrichtbestände und Hochstaudenfluren, kombiniert mit stromtaltypischem, extensiv genutztem Feuchtgrünland insgesamt einen wertvollen, artenreichen und vielfältigen Lebensraum für seltene Pflanzen- und Tierarten. Besonders zu nennen ist die Vogelfauna. So finden im Naturschutzgebiet Wiesenvogelarten, wie Uferschnepfe, Kiebitz, Großer Brachvogel, Feldlerche, Wiesenpieper oder Schwarzkehlchen ihre Brutplätze. Aufgrund des teilweise dichten Heckenbestandes trifft man auch auf Dorngrasmücke, Klappergrasmücke, Heckenbraunelle, Goldammer oder Turteltaube. Zu den Rastvögeln zählen unter anderem seltene Entenarten, wie Krick-, Löffel-, Knäk-, Schnatter- oder Pfeifente, Sturmmöwen,
Wacholderdrosseln, Dohlen oder Stare. Hervorzuheben sind zudem die großen Ansammlungen von Wildgänsen, die in der Düffel äsen oder auch überwintern.
Entscheidend für den Wert dieser Landschaft ist nicht zuletzt auch die enge Verbindung von Mensch und Natur, die in einem ausgewogenem, über
Jahrhunderte gewachsenem Verhältnis zueinander stehen und so die Harmonie und Idylle dieser niederrheintypischen und einzigartigen Kulturlandschaft ausmachen. So fügen sich von Hofbäumen oder Bongerten begleitete Bauernhäuser, meist in T-Form, die wegen der früheren Hochwassergefahr vielfach noch auf Flusswarften stehen, oder auch einige der niederrheintypischen Windmühlen in diese besonders charakteristisch
ausgeprägte Rheinniederungslandschaft ein. Als Schutzziele werden daher vor allem die Erhaltung der naturräumlichen, vom Rhein geschaffenen Strukturen, der Feuchtgebiete und der Kulturlandschaftselemente angestrebt. Diese bestimmen den eigentümlichen Charakter des Landschaftsbildes und schaffen wertvolle Biotope für die stromtaltypischen und artenreichen Lebensgemeinschaften. Die Landschaftspflege versucht dementsprechend durch verschiedene Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen
bestimmte Landschaftsstrukturen zu erhalten, aufzuwerten oder auch neu zu schaffen. Beispielsweise werden Teiche, Blänken und ausgezäunte Saumbereiche angelegt, Hecken und Kopfbäume durch Schnittmaßnahmen gepflegt, naturschutzwürdige Flächen durch Ankauf bzw. im Rahmen des Vertragsnaturschutzes gesichert und die Nutzung extensiviert.
|